basmati soulblog
 
Freitag, 16. Dezember 2005
"Sonja, Sonja, Sonja, bitte!"

2005 geht zur Neige, Zeit also, mit den ersten Jahresrückblicken zu beginnen. Zu den gelungenen Sätzen des Jahres zählen zweifelsohne diese zwei (ja, es sind nur zwei) von [dag], erschienen im Einserkastel des Standard.
Übrigens: Ohren haben keine Augenlider. Wär aber praktisch manchmal.

Titel: Sonja macht Schluss

Jenem Fahrgast der Linie U3, die am vergangenen Dienstag um 9.32 Uhr in die Station Herrengasse einfuhr, jenem etwa 30-jährigen, schlanken, lichthaarigen Fahrgast in dunkelgrauem Mantel, für den zunächst lautstark klar war, "Du musst dich jetzt entscheiden!", der tief Luft holte und dann "Sonja, Sonja, Sonja, bitte!" in sein Handy flehte, der das Haupt senkte, schwer atmete und wusste, "Sonja - einer von uns beiden!", jenem Fahrgast, der nach einer kurzen Pause den Druck erhöhte, "Dann sag es! Wenn du es weißt, dann sag es! Sag es jetzt!", dessen Stimme plötzlich brüchig war, als er "Gut, wie du glaubst" raunte, der ein Taschentuch hervorkramte und die Wange abtupfte, ehe er zum besseren Verständnis die Frage "Sonja, heißt das, dass es aus ist?" anschloss, jenem Fahrgast, dem die Frage wichtig genug erschien, um sie noch einmal laut werden zu lassen, "Sonja, ich frag dich zum letzten Mal: Heißt das, dass es aus ist?", der verdeutlichte, "Wenn du jetzt Ja sagst, dann ist es wirklich aus!", der kurz wartete und fast stimmlos "Ich hab verstanden" anfügte, diesem Fahrgast sei im Namen aller zutiefst ergriffenen Wagoninsassen ausgerichtet: Kopf hoch, Sonja hat Sie gar nicht verdient! (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe, 26./27.11.2005)

 
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